Eintritt in den Ruhestand
Bis vor einigen Jahren war der Eintritt in den Ruhestand mit 65 Jahren– und oft schon früher – in der EU die Regel. Das Renteneintrittsalter ist in den EU-Mitgliedstaaten unterschiedlich und steigt weiter an.
Mit dem Eintritt der Baby-Boom-Generation in den Ruhestand werden mehr Arbeitnehmer aus dem Erwerbsleben ausscheiden als in den Arbeitsmarkt eintreten. Mit der steigenden Lebenserwartung und den sinkenden Geburtenraten in Europa setzt sich die EU in ihrer Politik vorrangig dafür ein, die Europäer länger im Erwerbsleben zu halten, um die Nachhaltigkeit der Rentensysteme und einen angemessenen sozialen Schutz sicherzustellen. In den letzten Jahren haben einige Mitgliedstaaten das gesetzliche Rentenalter angehoben (Beispiele: Irland auf 68 Jahre bis 2028 und Deutschland auf 67 Jahre bis 2031) und nach Möglichkeiten gesucht, einen längeren Verbleib der Arbeitnehmer im Berufsleben zu fördern. Auch bei vielen älteren Arbeitnehmern nimmt der Wunsch nach einem längeren Verbleib im Erwerbsleben zu.
Die Europäische Kommission schlägt in ihrem Weißbuch zu Pensionen und Renten aus dem Jahr 2012 Initiativen zur Schaffung eines entsprechenden Rahmens vor, der älteren und arbeitsfähigen Arbeitnehmern eine längere Berufstätigkeit und mehr Vorsorge für ihren Ruhestand ermöglicht. Außerdem forderte sie die Mitgliedstaaten dazu auf, die Unterschiede hinsichtlich des gesetzlichen Rentenalters zwischen Männern und Frauen zu verringern und unbegründete Zwangsversetzungen in den Ruhestand zu überdenken. Die Kommission hat auch die Ruhestandsregelungen für Arbeitnehmer in beschwerlichen oder gefährlichen Berufen in Europa überprüft und vor diesem Hintergrund laufende Reformen und bewährte Verfahren mit Empfehlungen für die EU-Mitgliedstaaten erörtert.
In den vergangenen Jahren hat Eurofound Fragen im Zusammenhang mit dem Ruhestand in den EU-Ländern untersucht. Gegenstand der Forschung waren die Möglichkeiten für Altersteilzeit und Vorruhestand, Möglichkeiten zur Verbindung von Arbeit mit Altersteilzeit, Erwerbstätigkeit nach Renteneintritt, Freiwilligentätigkeit nach Renteneintritt und das Rentenproblem. In jüngster Zeit konzentrierte sich die Forschung auf die Verlängerung des Arbeitslebens über das derzeitige Renteneintrittsalter hinaus sowie auf Themen wie Arbeitspräferenzen, Einkommen und Lebensqualität.
Bei der Auswertung der Ergebnisse aus der dritten Europäischen Erhebung zur Lebensqualität von Eurofound wurden die Arbeitszeitpräferenzen älterer Arbeitnehmer erforscht. Es stellte sich heraus, dass fast die Hälfte der Arbeitnehmer ab 50 Jahren je nach ihren finanziellen Bedürfnissen lieber weniger Stunden arbeiten würde. Ein erheblicher Anteil der Rentner, die derzeit keiner bezahlten Beschäftigung nachgehen, würde gerne wenigstens einige Stunden pro Woche arbeiten. Darüber hinaus wurde untersucht, wie Bewertungen der bisherigen Laufbahn dazu beitragen können, die Möglichkeiten von Arbeitnehmern für ein späteres Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zu klären.
Derzeit scheiden ältere Arbeitnehmer häufig wegen gesundheitlicher Probleme, Behinderungen und Betreuungspflichten vor Erreichen des gesetzlichen Rentenalters aus dem Erwerbsleben aus. Viele weitere Menschen möchten einfach weniger arbeiten und die Arbeitszeiten ihren Präferenzen anpassen. Mögliche Anreize für Arbeitnehmer zum längeren Verbleib im Erwerbsleben wären beispielsweise Erleichterungen bei der Reduzierung ihrer Arbeitszeiten und ein Auffangen des Einkommensverlusts durch eine Teilrente oder Teilzahlung. In einer Studie von Eurofound werden die Auswirkungen solcher Altersteilzeitmodelle untersucht.
In vielen Ländern gehen ältere Menschen nach Erreichen des Renteneintrittsalters einer bezahlten Beschäftigung nach. Die Eurofound-Studie zum Thema Einkommen aus Erwerbstätigkeit nach Renteneintritt in der EU untersucht die Motivation von Rentnern, einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen, sowie ihre Beschäftigungschancen. Die Studie geht der Frage nach, mit welchen Strategien Unternehmen versuchen, Rentner einzustellen und zu halten, und lenkt den Blick auf die Probleme und Vorteile für ältere Menschen, die einer bezahlten Beschäftigung nachgehen möchten. Außerdem wird untersucht, in welchem Ausmaß die Beschäftigung unter Rentnern mit einem angemessenen Einkommen im Zusammenhang steht.
Renten sind für viele Rentner eine Haupteinkommensquelle. Bei der Reform der Rentensysteme in den vergangenen Jahren standen die Nachhaltigkeit der staatlichen Renten und die Anhebung des tatsächlichen Renteneintrittsalters im Vordergrund. Die Eurofound-Studie zur Einbeziehung der Sozialpartner in die Rentenreform in der EU befasst sich mit Reformen, die als Antwort auf die Wirtschafts- und Finanzkrise eingeführt wurden, und beleuchtet die Rolle der Sozialpartner bei diesen Reformen seit 2008.
Angesichts der Alterung der europäischen Bevölkerung nehmen Themen wie die soziale Eingliederung älterer Menschen und Strategien zur Förderung der Freiwilligentätigkeit unter älteren Menschen inzwischen einen hohen Stellenwert auf der politischen Agenda der EU ein. Eine Studie zur Freiwilligentätigkeit älterer Menschen in der EU zeigt bewährte Verfahren bei allen Aspekten der Freiwilligentätigkeit und ihren Zusammenhang mit sozialer Eingliederung auf. Im Rahmen der Studie werden Maßnahmen zur Stärkung der Freiwilligentätigkeit beim Übergang von der Berufstätigkeit in den Ruhestand beleuchtet.
In den meisten Mitgliedstaaten treten Frauen früher in den Ruhestand als Männer, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass sie mehr Zeit für die Betreuung ihrer Angehörigen aufwenden als Männer. Dies könnte sich jedoch in den kommenden Jahren ändern, da es in vielen Ländern Pläne zur Anhebung des Renteneintrittsalters gibt. Eurofound hat die Situation älterer Arbeitnehmerinnen in Europa und Anreize für eine weitere Erhöhung ihrer Erwerbsbeteiligung untersucht, die dem früheren Eintritt in den Ruhestand entgegenwirken.