In diesem Bericht werden jüngste Entwicklungen und aufkommende Praktiken bei Tarifverhandlungen und deren Ergebnisse, hauptsächlich im Privatsektor, untersucht. Erfasst wurden Tarifverhandlungssysteme in 10 EU-Mitgliedstaaten, wobei auf Basis von Interviews mit maßgeblichen Interessenträgern und Verhandlungsparteien auf nationaler Ebene Beispiele untersucht wurden. Der Bericht analysiert die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der daraus entstandenen wirtschaftlichen und sozialen Krise auf die Dynamik von Tarifverhandlungen und -vereinbarungen. Weitere Themen sind aufkommende Praktiken und Innovationen als Reaktion auf strukturelle Triebkräfte wie technologischer Wandel, Dekarbonisierung, Maßnahmen zur Klimaneutralität sowie die alternde Erwerbsbevölkerung. Ebenso wird bewertet, inwieweit Tarifverhandlungssysteme an strukturelle Veränderungen bei der Arbeit, Produktion, im Arbeitsmarkt und an mittelfristige Trends angepasst werden können.
Key findings
Tarifverhandlungen sind für die soziale Marktwirtschaft der EU von wesentlicher Bedeutung und können eine wichtige Rolle bei der Anpassung der Wirtschaft an den Wandel spielen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf langfristige Herausforderungen wie die digitale Transformation, die alternde Erwerbsbevölkerung und den Klimawandel, da Tarifverhandlungen innovative Praktiken und Regelungen bei Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern wirksam fördern können.
Forschungsergebnisse zeigen, dass Innovationen bei Tarifverhandlungen üblicherweise inkrementell und begrenzt sind und zumeist die Anpassung von Prozessen und Themen an den Wandel betreffen. Die Sozialpartner können jedoch Tarifverhandlungen dazu nutzen, neue Praktiken zu entwickeln.
Die Digitalisierung ist eine der wichtigsten treibenden Kräfte bei Tarifverhandlungen, wobei Regelungen zur Telearbeit mittlerweile weit verbreitet sind und solche zur Einführung von Technologie am Arbeitsplatz immer öfter festgelegt werden.
Da der technologische Wandel sich unmittelbar auf die Qualifikations- und Stellenanforderungen auswirkt, rücken Neuqualifizierung durch Weiterbildung immer mehr ins Zentrum von Tarifverhandlungen. In einigen Fällen berücksichtigen Tarifverhandlungen künftige Umstrukturierungen und mildern die Auswirkungen von Arbeitsplatzverlusten ab. Einige Regelungen betreffen auch den zunehmenden Arbeitskräftemangel.
Starke Institutionen, qualifizierte Akteure und ein gemeinsames Verständnis der Herausforderungen in einem Wirtschaftszweig oder Unternehmen sind für die Förderung innovativer Praktiken und Regelungen in Tarifverhandlungen unverzichtbar. Eine bisherige Erfolgsbilanz bei der Zusammenarbeit, die sich in Tarifabschlüssen widerspiegelt, ist besonders wichtig.
The report contains the following tables and graph.
- Table 1: Collective bargaining systems included in the study, grouped by predominant level
- Table 2: A typology of emerging practices and provisions linked to drivers of change in collective agreements
- Figure 1: Estimated collective bargaining coverage (%) and predominant level of agreements, EU27, 2019
- Number of pages
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44
- Reference nº
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EF21046
- ISBN
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978-92-897-2270-4
- Catalogue nº
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TJ-03-22-015-EN-N
- DOI
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10.2806/279880
- Permalink